Falls Sie links kein Menue sehen, geht es hier zur Startseite von FRANKFURT-NORDEND.DE

Aus : "Als die Festungswälle geschleift wurden: Westend, Nordend, Ostend" von Wolfgang Pülm, 2003

DIE PARKS

Der Günthersburgpark

Der Günthersburgpark ist nach Johann Jacob Günther benannt, der das Gelände 1690 für 5.700 Gulden gekauft hatte und dort auch die "Günthersburg" hatte bauen lassen. Wer war der Käufer und woher hatte er das Geld? J. J. Günther hatte es vom kleinen Gastwirt zum Kaiserlichen Kriegskommissarius gebracht. Auf den raschen Aufstieg folgte der tiefe Fall. Durch Heirat mit der Witwe Dollmann 1677 war er Mitbesitzer des "Weißen Schwan" auf dem Steinweg geworden. Durch Fleiß und Geschick konnte er das "Rote Haus" erwerben, das zu den großen Hotels und Prachtbauten auf der Nordseite der Zeil zählte (1890 wurde es abgerissen, um der neuen Hauptpost Platz zu machen). Im "Roten Haus" bewirtete er mit weltmännischer Gewandtheit die Reichsfürsten und wurde ihres Vertrauens gewürdigt. Erst lieferte er Weine, dann streckte er Anleihen vor; er wurde württembergischer "Kriegstraiteur", das heißt er lieferte Monturen, Getreide und schließlich auch Söldner. Zuletzt wurde J. J. Günther Kriegskommissar des Kaisers. Aber es ist ein gefährliches Geschäft, das er betreibt; es frisst sein großes Vermögen und seine Einkünfte aus dem "Roten Haus" auf. Zuerst geht es mit dem Gasthof bergab, dann führen abenteuerliche Wechselgeschäfte und Prozesse den geschäftlichen Zusammenbruch herbei. Johann Jacob Günther stirbt 1722. Günthers Gläubiger verkauften das 105 Morgen große Gelände. Nach mehrfachem Besitzerwechsel erwarb es Johann Adam Beil, der dem Rat der Stadt von 1826-1840 angehört hatte. Nach ihm ist die Rat-Beil-Straße im Nordend benannt. J. A. Beil verkaufte den Besitz an Carl Mayer von Rothschild, und nun begann ein wichtiger Abschnitt in der Entwicklung des Günthersburgparks. Carl Mayer v. Rothschild ließ die zur Günthersburg gehörenden Gärten und Felder vom Stadtgärtner Sebastian Rinz zu einem englischen Landschaftsgarten umgestalten, und 1845 erhielt Friedrich Rumpf den Auftrag zum Bau eines Herrenhauses, der "Villa Günthersburg". Diese wurde gemäß der Testamentsverfügung Carl Mayer v. Rothschilds nach seinem Tod abgerissen; die Gründe für diese Verfügung wurden nie bekannt. Die Erben verkaufen den Park, den Wirtschaftshof (Luisenhof) und das ganze dazugehörige Feld an die Gebrüder Helfmann. Von diesen erwirbt die Stadt zuerst den Luisenhof und am 19.11.1889 für 300.000 Reichsmark den Günthersburgpark. In der Nähe der "Villa Günthersburg" hatte Carl Mayer v. Rothschild einen Gutshof bauen lassen, der nach seiner Frau Luisenhof genannt wurde. Von diesem hat sich das Hauptgebäude und der Obelisk davor erhalten. Am Eingangstor geblieben war auch lange Zeit der Schriftzug Luisenhof, allerdings mit den Angaben darüber: Stadtreinigungsamt, Städtischer Fuhrpark.
Jetzt ist stattdessen dort die Abkürzung angebracht: FES. Frankfurter Entsorgungsund Service GmbH. Im Günthersburgpark selbst ist als einziger Bauteil die Orangerie übrig geblieben. Die historische Günthersburg wurde abgerissen und an dieser Stelle 1855 die Orangerie errichtet. Bis vor kurzem befand sich in ihr der Kirchenraum der "Gnadenkirche' Die evangelisch-reformierte Gemeinde hatte im Zweiten Weltkrieg ihre Kirche am Großen Kornmarkt verloren. Da der Stadt Frankfurt im Rahmen des Wiederaufbaus an dem Grundstück, auf dem das Gotteshaus gestanden hatte, gelegen war, schlug sie 1947 einen Tausch vor: Sie sei bereit, der Gemeinde die Orangerie im Günthersburgpark zur Verfügung zu stellen. Nach einem Umbau konnte am 19.3.1950 dort der Eröffnungsgottesdienst gehalten werden.
Der Günthersburgpark wurde am 26. Juni 1892 seiner Bestimmung als "Volksgarten" übergeben. Begeistert schrieb ein Journalist aus diesem Anlass: "Wie viele suchen den Park auf nach desTages Last und Mühe, um sich noch ein paar Stündchen in der freien Natur zu ergehen und sich an den vielen Schönheiten Herz und Geist zu erfrischen. Ja, der Günthersburgpark ist eine Erholungsstätte für Tausende." Inzwischen ist der Park von siebeneinhalb auf sechzehn Hektar erweitert worden.

Der Chinesische Garten im Bethmannpark

Der Bau des Chinesischen Gartens brachte eine große Bereicherung des Grünangebotes der Stadt. Der Garten zeigt anschaulich klassische fernöstliche Gartenkultur und auch anspruchsvolles chinesisches Kunsthandwerk. Er bildet eine Ergänzung zu der Sammlung von Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens im Museum für Angewandte Kunst, das das Ginkgo-Blatt als Signet führt. Für die Anlage des Chinesischen Gartens im Bethmannpark sprach die Überlegung, dass dieser durch die umfangreichen Rhododendren- und Azaleenpflanzungen, die Magnolien und Ginkgo-Bäume erkennbare Bezüge zur fernöstlichen Gartenkultur aufweist. Vor Beginn der Bauarbeiten waren drei Jahre intensive Vorbereitungszeit erforderlich. Dadurch konnte jedoch der Chinesische Garten in einer sehr kurzen Bauzeit von Ende Mai bis 20.9.1989 fertig gestellt werden.
Der Garten wurde nach dem Originalkonzept eines klassischen chinesischen Gartens aus der Provinz "Anhui" westlich von Shanghai verwirklicht. Die dortigen klimatischen Verhältnisse ähneln denen in Frankfurt. Die Pavillons, die Marmorbrücke, das Haupttor, die Ziegel und die Löwen am Eingangstor wurden in China hergestellt.
Die Zick-Zack-Brücke aus Marmor findet sich in fast allen chinesischen Gärten; sie hält die bösen Geister ab. Auch das Mondtor ist ein wesentliches Element. In der Mauer, die den Chinesischen Garten im Bethmannpark umschließt, sind 22 Landschaftsfenster vorhanden. Der Blick durch sie soll dem Besucher immer wieder neue Eindrücke ermöglichen.
Chinesische Gärten sind in der Farbausstrahlung sehr zurückhaltend und weisen daher wenig blühende Gehölze auf. Im Mai 1989 trafen ca. 420 Tonnen Bauelemente, verpackt in 26 Containern, in Frankfurt am Main ein. Gleichzeitig erreichten 16 chinesische Ingenieure und Facharbeiter (Steinmetze, Holzfacharbeiter, Maurer) die Stadt. 1999 konnte der Chinesische Garten sein zehnjähriges Bestehen feiern. Seine Beliebtheit hat bei der Bevölkerung bis heute nicht nachgelassen.

STRASSENFESTE

Das Straßenfest Untere Berger Straße

Die Frankfurter waren Festen nie abgeneigt. Schon Goethe hatte das Recht darauf in Verse gefasst: "Saure Wochen, frohe Feste." Einige der zahlreichen Feste, die in früherer Zeit wichtige Ereignisse waren, haben sich bis heute erhalten. Der "Wäldchestag" zieht noch immer Besucher an, in Sachsenhausen versammelt man sich zum Brunnenfest, das den alten Brauch der Brunnenfahrt fortsetzt, und beim jährlichen Mainfest findet wie in früheren Zeiten das Fischerstechen auf dem Main statt.
Auch in einem fest gefügten Stadtgebiet wie dem Nordend gibt es heute mehr Veränderungen als früher. Die Forderung unserer Zeit, beruflich mobil zu sein, ist zum Beispiel ein Grund dafür, dass mancher aus seinem Stadtteil wegziehen muss. Ein neuer Nachbar stellt sich ein. Und hier soll das "Straßenfest Untere Berger Straße" die Möglichkeit schaffen, mit neu Hinzugezogenen ins Gespräch zu kommen, das nur flüchtige Kennenlernen ausführlicher zu machen. Ausländischen Mitbürgern soll die Integration erleichtert werden. Soziologen würden es vielleicht so ausdrücken: Das Straßenfest soll ein Kommunikationsforum sein. Es mag auch eine kleine Rolle spielen, dass man den Bornheimern beweisen will, dass auch das Nordend etwas auf die Beine stellen kann. Das Nordend besitzt zwar keinen alten Kern wie Bornheim, dafür aber hat es die Untere Berger Straße, die man für zwei Tage für Autos nur zu sperren braucht, und schon verfügt man über eine Festmeile. Und wie das so ist: Wenn einmal ein Fest veranstaltet wurde und Anklang gefunden hat, muss es immer wieder stattfinden. Ein Organisator wird allerdings benötigt: Das ist in diesem Fall die IG, die Interessengemeinschaft der Einzelhändler mit ihrem Sprecher Christian Schwarz. Nicht immer wird eine Miss Deutschland das Fest offiziell eröffnen, doch 2001 beim 16. Straßenfest Untere Berger Straße war dies mit Claudia Bechstein der Fall. Inzwischen besitzt dieses Fest eine große Ausstrahlung weit über das Nordend hinaus und zieht Tausende von Besuchern an. Die Hälfte der Festmeile etwa ist am Merianplatz erreicht. Dort steht das älteste Stadtbad Frankfurts. Mitte der 1880er Jahre veranlasste der jüdische Bankier und Abgeordnete der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung Theodor Stern (1837-1900) durch eine großzügige Schenkung den Bau des ersten "Volksbrausebades." Ende des 19. Jahrhunderts war es keineswegs selbstverständlich, dass jede Wohnung ein eigenes Bad besaß. Das Stadtbad verfügte bei seiner Eröffnung 1888 über vierzehn Duschzellen; vier für Frauen und zehn für Männer. Der Preis für ein Brausebad betrug damals 10 Pfennig. Die Einrichtung erfreute sich von Anfang an großer Beliebtheit. Doch seit ungefähr 1990 nahm die Zahl der Gäste immer mehr ab. Die jährlichen Betriebskosten konnten bei Weitem nicht mehr durch die Einnahmen gedeckt werden. Veränderungen wurden daher geplant. Die gewohnte achteckige Form des Gebäudes blieb erhalten, und auch das öffentliche Bad mit Duschen sollte weiterhin bestehen. Doch rundherum wurde der Bau um gut zwei Meter erweitert. Ein Eiscafe und Obst- und Gemüsestände sollen dort eingerichtet werden (Stand Juni 2002).

Glauburgplatz und Glauburgplatz-Fest

Es kann zwar nicht auf eine so langeTradition wie das Straßenfest in der Unteren Berger Straße verweisen, aber dass es 2001 immerhin zum siebten Mal veranstaltet wurde, spricht für seine Beliebtheit. Es verfügt, wie es der Name sagt, über einen Platz, und der verleiht dem Fest einen besonderen Reiz. Man kann in dem großen Rechteck leichter mit Nachbarn, Freunden, Bekannten ins Gespräch kommen als auf einer großen Meile, und man kann dem Programm besser folgen. Durch dieses führten im vergangenen Jahr Carola Fuller, die ersteVorsitzende des Vereinsrings, und Udo Henrich, der Ehrenpräsident. Selbstverständlich waren die "Nordendler" mit einem Gardetanz vertreten und auch eine Folkloretanzgruppe aus Kroatien und Griechenland. Gegen Ende des Jahres geht es noch einmal lebhaft zu auf dem Glauburgplatz: der Vereinsring Nordend lädt dann zum Weihnachtsbazar ein.
Der Glauburgplatz wird nach Norden zu durch einen ehemaligen Luftschutzbunker abgeschlossen. In einem Tätigkeitsbericht des Luftschutz-Abschnittskommando Ost heißt es: "Um einerseits schwer arbeitenden Volksgenossen oder kinderreichen Familien, andererseits Volksgenossen ohne genügend Schutzmöglichkeit einen wirksamen Schutz gegen Fliegerangriffe zu schaffen, wurden die Luftschutz-Bunker erstellt!" Aus dem Luftschutz-Führerprogramm, das die bombensicheren Luftschutz-Bauwerke aufzählt, haben sich Angaben über den Bunker Glauburgplatz erhalten:

Planmäßige Schutzplätze 771
Geschosszahl über Erdgleiche 4
Betonaufwand je Schutzplatz 7,83 cbm
Erdarbeiten begonnen 20.12.40
Betonarbeiten begonnen 27.01.41
Bauzustand in Prozent 100
Notwasserbehälter 100
Notstrom (nur für Belüftung) 100
Endgültige Übergabe 1.07.42

In der dokumentarischen Beschreibung "Frankfurt im Feuersturm" heißt es Ende März 1945: "Nach vergeblichen Versuchen, mit der Wehrmachtskommandantur, die man im Glauburgbunker wähnte, Verbindung aufzunehmen, machte er (Anm.: Major Umbach) sich selbst auf den Weg, denn seine Leute waren ohne Verpflegung. Der Glauburgbunker lag verlassen. Auf dem Weiterweg zur Marbachkaserne begegnete ihm ein junger Leutnant mit dem Fahrrad, der ihn fragte, ob er den Befehl des Wehrmachtskommandanten nicht erhalten habe, mit allen zurückgehenden Truppenteilen auf der Bertramswiese in Stellung zu gehen, um Eschersheim und Eckenheim zu verteidigen. Major Umbach lehnte kategorisch ab, den unsinnigen Befehl eines geflohenen Kommandanten auszuführen und diese Stadtteile Artillerie und Bomben auszusetzen."
Der Glauburgplatz wurde nach dem Patriziergeschlecht Glauburg benannt. Damit wollte man eine Adelsfamilie ehren, die in der Reichsstadt Frankfurt eine bedeutende Rolle gespielt hatte: einundfünfzigmal stellte sie den Bürgermeister. In dem nicht allzu weit entfernten Günthersburgpark stand einst der Glauburger Hof.

Weiter zu Teil 4 >>

Zurück zur Textübersicht